[…] »Hast du das Waschmittel ausprobiert, das ich dir empfohlen habe?«, Bianca versucht die Kontrolle zu behalten.
»Sicher, wunderbar, danke.«
Es fällt ihr leichter über ein Waschmittel zu reden, ein violettes Flüssigwaschmittel, mit intensivem Duft, der sich ins Gehirn schleicht, ein Waschmittel, das man anfassen kann, gefüllt in eine Art violetten Plastikkrug, den man mit den Händen berühren, mit der Nase riechen und mit den eigenen Augen sehen kann. Echt.
Echt.
Echt bedeutet, mit Feldblumenduft, Lavendel, Kokos oder Meeresbrise.
Meeresbrise.
Meer.
Früh am Morgen bei Sonnenaufgang, wenn die Augen noch müde sind, die surreale Atmosphäre, die geschlossenen Sonnenschirme und der kompakte Sand unberührt. Die Ebbe auf der Strandlinie, harmlos und diskret. Die Abwesenheit der Menge. Die Abwesenheit der schreienden Stimmen, der Düfte, die von den Sonnencremes ausgehen, der Lärm von weit entfernten Flugzeugen, hinten am Himmel, mit den Werbebannern und dem nahem Röhren der Motoren, bis sie fast den Sand berühren.
Die Abwesenheit.
Die absolute Abwesenheit erzielt schüchtern das Aroma, den unsagbaren Schauer der Meeresbrise, die Palette lauer Salze, Wolken und Sonne, in die sich die Erinnerungen mengen, die Hoffnungen, An- und Abwesenheit der gedankenverlorenen Personen, bei Sonnenaufgang, beim Spaziergang.
Das ist die Meeresbrise.
Wer noch nie am Meer war, denkt, sie sei wie ein Waschmittel.
Und wer schon einmal dort war, warum sollte er denken wollen, dass dies der Duft des Meeres sei?
»Roberto, seit wann warst du nicht mehr am Meer?«
»Zwei Wochen. Warum fragst du?«
»Ich dachte es wäre länger… Wegen des Waschmittels…«
»Wie?« […]
Alessandra Brisotto (Das letzte Zimmer am Ende des Ganges)
Aus dem Italienischen von Rosalie Hampp
VoG e.K.München
Rispondi